Jurist
Die Schachbücher, die ich als Kind von meinen Eltern bekommen habe, sind immer noch meine Liebsten.
Die Eröffnungsbücher, die derzeit den Markt überschwemmen, sind eine ganz andere Sache. Ich denke, das Augenmerk wird zu viel auf Eröffnungen gelegt. Dann geht es darum: „Kenne ich diese Eröffnung bis zum 20. Zug und mein Gegner bis zum 21. Zug, dann bin ich verloren.“
Varianten bis in den 22. Zug lernen, das ist büffeln, das hat mit Schach sehr wenig zu tun. Vielleicht muss es sein, aber es ist nicht das Richtige. Bitte, das habe ich jetzt, nach zig Jahren Erfahrung, beschlossen zu sagen. Natürlich muss man die Eröffnungen einigermaßen kennen, und zwar so, dass man sie überlebt und nicht ins Hintertreffen gerät.
Viel mehr Zeit sollte dem Mittelspiel und in erster Linie dem Endspielstudium gewidmet werden! Dahingehend hat die Klasse von Capablanca oder Rubinstein niemand mehr erreicht, nicht einmal die Weltmeister sind da ausgenommen.
Der Schachspieler, den ich vermutlich am meisten schätze, ist Mikhail Tal, vorallem für seine – nicht zuletzt für ihn selber – lebensgefährlichen Angriffe!
Eine meine interessantesten Partien war die in 1958 gegen Max Euwe, in der ich eine neue Variante, die ich mir ausgedacht hatte, spielte. Erst Jahre später hat Bobby Fischer eine Verteidigung darauf gefunden.
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- † Nachruf mit Fotos
- Andreas‘ Lieblingsbuch: „4. Internationales Schachturnier Karlsbad 1929“ – Sammlung der 231 Partien des Turniers, ausführlich behandelt von Nimzowitsch, Spielmann & andere.
- Geschrieben hat er „Meister der Turmendspiele (1890-1914)“, erschienen im Wiener Schachverlag. Keine seiner Ausführungen und Analysen wurden bis jetzt widerlegt.
- Bei der Olympiade 1958 in München besiegte Andreas drei Großmeister, darunter den amtierenden Weltmeister Mikhail Botvinnik. Es war die einzige Verlustpartie der Russen.
- Er spielte gegen 7 Weltmeister (Max Euwe, Mikhail Botvinnik, Wassili Wassiljewitsch Smyslow, Mikhail Nechemjewitsch Tal, Tigran Petrosjan, Boris Spasski, Bobby Fischer) und siegte gegen 3 (Euwe, Botvinnik, Spasski).