Pensionierter Bankprokurist, jetzt ehrenamtlicher Deutschlehrer für Geflohene*
Ich gewinne gerne, aber wenn ich nicht verlieren könnte, dürfte ich nicht Schach spielen.
Erst mit 60 Jahren habe ich begonnen Vereinsschach zu spielen. Am Anfang war nur die richtige Zugdurchführung bei den Meisterschaftspartien schon eine echte Herausforderung. Ich vergaß entweder auf das Mitschreiben oder auf die Uhr zu drücken. Oder ich irre mich beim Mitschreiben der Züge.
Ich sehe oft schöne Züge, zum Beispiel mit einem aufregenden Opfer und spiele diese dann auch gleich. Ganz im Sinne Voltaires: „Das Bessere ist der Feind des Guten“. Interpretiert als: „Wer ewig nach dem Besseren sucht, wird nichts Gutes finden“.
Nicht weiter suchen, zufrieden sein.
Ich bin mir sicher, dass meine Tochter einen besseren Leitsatz hat. Sie spielt stark und wurde schon mal Mädchen-Staatsmeisterin. Ich denke sie spielt eher nach Lasker: „Wenn du einen guten Zug siehst, such nach einem besseren.“
Weiter suchen, Besseres finden.
Durch meine Tochter entdeckte ich das Vereinsschach. Durch meine Frau entdeckte ich „den Nabel der Welt“, wie sie ihren Wohnort gerne nennt. Obwohl ich schon vor sehr vielen Jahren von Wien nach Sieghartskirchen gezogen bin, nennen mich alle immer noch den „Mann von der Sissi“.
Mir taugt das Leben hier.
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* Den Krieg kann ich nicht beenden, aber irgend etwas möchte ich tun.