Franz aus Wien (A)

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Elektriker & Sozialarbeiter

Mit einem Freund spiele ich seit 20 Jahren nahezu jeden Montag Schach, will sagen, zwischen den Diskussionen wird Schach gespielt.

Franz aus Wien (A)

Er spielt eine Spur schlechter als ich. Wenn er einen wunderlichen Zug macht, merkt er das dennoch sofort und möchte über das Zurücknehmen verhandeln. Er erklärt dann, warum es für Spannung und Spielverlauf besser ist, wenn er sich den Zug noch einmal überlegt.

Dabei ist mir das sowieso immer recht. Ich spiele der Freude wegen. Wenn ich mit jemanden in meiner Spielstärke spiele, begebe ich mich regelrecht auf Entdeckungsreise. Unglaublich, wie vielfältig sich das Spiel entwickeln kann.

In 1980 haben wir, Marion, Uta, Josef und ich, ein Tageszentrum für Obdachlosen errichtet. Das war einzigartig, weil es bis dahin gar keinen institutionalisierten Aufenthaltsort für Obdachlose gab. Es gab Kaffee, Austausch und die Möglichkeit sich im Warmen auszuruhen. Eines der Probleme, das ich oft sah, war Beschäftigungslosigkeit. Eine der Lösungen: Schach spielen!

Über 40 Jahre hat die ARGE Wien die Obdachlosenarbeit in Wien mitgestaltet. Das wunderschöne und humorvolle Buch dazu: „Zuerst die Lösung, dann das Problem. 40+ ARGE Jahre“ (PDF), bietet spannende Einblicke in 4 Jahrzehnte bedürfnisorientierte Sozialarbeit.

Schach ist eine sehr schöne Beschäftigung: Du bündelst all deine Energien auf eine Sache. Du nimmst dir Zeit, schaltest alles andere aus, konzentrierst dich nur auf das Spiel. Und dann zeigst Du was Du kannst.

Der Möbeltransport, den wir mit Obdachlosen starteten, erledigte bald so viele Räumungen, dass wir ein Lager dazu mieteten. Nicht viel später führten wir zusätzlich Sanierungen und andere Bautätigkeiten durch. Ich freue mich sehr, dass die ARGE Wien nach so vielen Jahren und trotz großen Widerständen immer noch gedeiht!

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Franz‘ Parodie auf die Schach-Kolumne von Ruf & Ehn (PDF)