Sepp und Thomas aus Wien (A)

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Sepp ist Pensionist der Post AG und Führhundereferent beim Blindenverband. Thomas ist Bankangestellter und Vorsitzender des Vereins Blickkontakt.

Thomas: Inklusion – das betrifft alles. Und alle.

Sepp & Thomas in der Blue Box

Sepp: Schau Dir mal an, wie Spiele gestaltet sind. Die wenigsten berücksichtigen, dass nicht jeder Mensch mit perfekter Feinmotorik oder Sehvermögen ausgestattet ist. Wir sind nicht gerade die Einser beim Aufstellen eines „normalen“ Schachbrettes. Wir verwechseln die Farbe und wissen nicht genau wo ein Feld beginnt oder endet.

Thomas: Darum gibt es Steckbretter, an denen wir alles ertasten können.

Sepp und Thomas spielen eine Partie.
Zuschauen ist spannend. Zuhören macht noch mehr Spaß.

Sepp mit Schwarz gegen Thomas mit Weiß


T: Turm Berta 1. Oh nee..! …Naja, schon gespielt.
S: Da droht ja schon alles!

T: Nix passiert, Springer f5.
S: Jo. Do steht er wieder, der Lästige. Und was mache ich jetzt in meiner ungewohnten Verzweiflung?!

T: Haha, ich wäre jetzt mit meinem König gefahren. Läufer e6 mit Schach.
S: Ja, das ist eine Möglichkeit.

T: Springer auf Cesar 6.
S: Ja, wo fahre ich denn hin? Ich armer Tropf.

T: …und… Dame g3 ist matt.
S: Jo, jo. Ich bin ein armer Tropf.

Thomas: Für viele verschiedenen Gruppen liegen Hindernisse immer und überall auf der Lauer.

Sepp: Von wegen liegen. Seit einigen Jahren sind E-Scooter als spannende Stolpersteine am Gehsteig dazugekommen.

Thomas: Neben Hürden gibt es echte Exklusion. Das bedeutet, das Du mit einer bestimmten Beeinträchtigung nicht teilhaben kannst. Bei Spiele ist das unangenehm, bei Weiterbildung – Präsenz wie Online – ist das lebensbestimmend. Es ist als blinde Person fast unmöglich Matura im Fernstudium nachzuholen oder einen WIFI-Kurs anzutreten.

Des Weiteren gibt es jede Menge Komplikationen, die Du im Laufe des Lebens besser bewältigen kannst oder sogar mit Humor zu nehmen lernst. Zum Beispiel habe ich schon gehört, dass Sehbehinderte bei Ampeln ungefragt rüber geschleppt wurden.

Sepp: Das habe ich nicht nur gehört, das ist mir schon passiert! Mir ist mehrmals über die Straße geholfen worden, obwohl ich dort gar nicht hin wollte. Umgekehrt, wenn ich die Straßenseite wechseln wollte und fragte ob mir wer helfen könne, sind schon welche davongelaufen.

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Sepp und Thomas laden ganz herzlich zum Inklusions-Schachopen! Das Turnier findet von Montag, 3. bis Sonntag, 9. Juli 2023 im großen, klimatisierten Saal des Louis Braille Haus statt.
» Ausschreibung Inklusions Schachopen

Ela aus Stettin (POL)

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Wirtin des Café el speta

Die Livemusik, die Geburtstagspartys, die Schachspieler – die Menschen sind das Lokal.

Ela in Café „el speta“ – eine Art verspanischtes „Elżbieta“

Mit nichts und ohne Deutschkenntnisse bin ich in 1989 nach Wien gekommen. Es lag nahe, Kellnerieren zu gehen. Nach ein paar Jahren hier, ein paar Jahren dort, war ich bereit für ein eigenes Beisl.

Seit 1965 ist hier ein Lokal und 2005 war es gegen eine Ablöse zu haben. Ich habe mir das Geld ausgeborgt und den Namen in „Café el speta“ geändert. El speta ist eine Art verspanischte Form meines Vornamens Elżbieta. So braucht es keinen Hatschek am Schild und gelegentlich sammle ich auch noch ein paar spanische Touristen ein ;-). Bis auf den Namen änderte ich nichts. Das gehört sich nicht.

Die Menschen die herkommen machen die Atmosphäre. Jeder Abend ist anders. Du weißt vorher nie wer herein kommt und was passiert. Außer, dass viele Freunde werden.

Einige sind Schachspieler, der allererste war Harry. Er sagt: “El speta ist urig. Für unverstellte Menschen. Das echte Wien, mit tschechischem Kozel, polnischen Wódka, österreichischen Schnäpsen. El speta ist herzlich und familiär, anarchistisch aber stolz, dramatisch wie tolerant.“

Vor zirka 8 Jahren hat Kevin angefangen hier Beisl-Blitz-Turniere abzuhalten. Die 28 Plätze waren immer schnell weg und zwar an großteils ganz schön elostarke Schachspieler. Dann ist Kevin weggezogen und ich freue mich sehr, dass Gregor die Organisation der Turniere übernommen hat.

Montag bis Donnerstag wünsche ich mir mehr Schachspieler.

Material für 10 ist immer da: Uhren, Holzbretter, Turnierbretter. Manche kommen nachdem sie bei dem großen Mann dort drüben im Schachgeschäft waren zu mir. Einer kommt immer mit so einem schönen roten Brett, ich liebe das! Das passt gut zu meinem Schild und den Polstern.

Café el speta

Peter aus Wien (A)

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Bankangestellter, Hobbymusiker, C-Trainer

Ich habe das Spiel in der Hauptschule erlernt und mir hat es sofort getaugt.

Peter in der Hauptbücherei. © Natalie Stephan

Die Romantik, die unbegrenzten Möglichkeiten!

Mittlerweile bin ich schon durch so viel schachliches Leid gegangen. Nur die ELO-Zahl zu verteidigen gleicht manchmal einem Knochenjob. Dafür kommt bei nachteiligen Stellungen der Kampfgeist auf. Strategie und Endspiel sind zu meinen Stärken geworden.

Ungefähr mit 7 Jahren habe ich begonnen Klavier zu spielen. Ich bin noch immer leidenschaftlicher Hobbymusiker. Bei der Musik ist es, wenn Du mich fragst, genauso wie beim Schach: 95% ist Training, 5% ist Talent.

Die besten Ergebnisse im Schach werden erreicht, wenn das Kind Unterstützung vom Umfeld – Familie, Schule & Freunde – bekommt und nicht verheizt, sondern mit Gefühl hingeführt wird.

Ich helfe Anfängern des Schachspiels gern ihr Spiel zu verbessern. Oftmals findet der Unterricht in Kaffeehäusern statt. Unqualifizierte Meldungen von so manch Ahnungslosen muss man hier aushalten.

Ein Theoriehai bin ich nicht, aber die Figuren in der Eröffnung ein bissl gscheit hinstellen macht halt schon Sinn. Dann arbeite ich gerne mit der „Stufenmethode“ und Silmans Buch „Endspielkurs“. So können meine Schüler mit Strategie und Endspielwissen Partien gewinnen.

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Peters Empfehlungen:

Nemo aus Velika Krsna (SRB)

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Schüler, Schulsprecher

Weißt Du was oft hilfreich ist? Einfach mal die Klappe halten.

Nemo im Baharat auf der Gumpi

Zuhören zollt Respekt, Beefen* nicht. Viele Menschen wollen ihre Aufregung über etwas kundtun und erwarten erstmal ein offenes Ohr. Das kann ich bieten. Danach ist die Stimmung gleich viel besser.

Ich mag fast alles wobei Köpfchen gebraucht wird. Manchmal schau ich mir abends online eine Vorlesung über höhere Mathematik an, wovon ich vielleicht einen Bruchteil verstehe. Das spornt mich an, ich will dieses Level dann auch erreichen. Was heißt erreichen, toppen natürlich.

Wenn wir schon über anregende Hirnbeschäftigungen reden, Schach ist auch eine schöne, logische Welt.

Meine erste Partie spielte ich auf einem Magnetschach Zuhause gegen meinen Vater. Einige Partien später gewann nur mehr ich. Wie dann ein Onkel mit ein paar Cousins zu Besuch war, vereinbarten Papa und er einen Deal: Eine Schachpartie zwischen ihm (+ Einsagen der Cousins) und mir, um 100€. Ich musste spielen, Papa verdiente das Geld!

Meine bisher schönste Partie war im Märzpark. Ich blieb bei zwei Schachspielern stehen und durfte die nächste Partie gegen einen der beiden spielen. Bald darauf kamen Mädchen vorbei, die sich interessiert dazustellten. Woahhh… meine Spielstärke und Überlegenheit am Brett stieg ums tausendfache!

Jetzt freue ich mich auf das Schulschachturnier welches ich an unserem GRG7 organisiere. Alle Schulstufen und LehrerInnen sind eingeladen und wenn Plätze frei bleiben, dürfen sich die Eltern auch anstellen um mitzuspielen.

*wikipedia.org/Beef

Jeanna aus Blagoevgrad (BGR)

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Qualitätsmanagerin an der FH des BFI Wien

Als Jugendliche habe ich beim Leistungsschwimmen Disziplin und Durchhaltevermögen gelernt.

Jeanna über Leistungssport, Training und Freundschaft

Mittlerweile bin ich ruhiger unterwegs und sitze ganz gerne. So gesehen passt Schach wunderbar zu mir.

Von 9 bis 16 Jahren war ich quasi ununterbrochen im Wasser und lernte, wie stark die psychische Komponente des Wettkampf ist. Vielleicht noch stärker als bei anderen Sportarten, denn Schwimmen ist ein Sport, wo man viel mit den Gedanken allein ist. Beim Schach ist das, obwohl man 1 zu 1 gegenübersitzt, statt zu acht nebeneinander zu schwimmen, noch intensiver.

Wer seine Partie bei einem Schachturnier beendet hat, schaut oft bei den Kolleg*innen zu. Du schaust über die Schulter aufs Brett, lernst dazu und gibst der Person damit Rückendeckung und das Gefühl der Unterstützung. Das finde ich enorm schön.

Bei den Turnieren meiner Tochter Maya bin ich gerne dabei. Da kann es passieren, dass Eltern, total aufgeregt und beinahe durchdrehend, knapp hinter dem Brett ihres Kindes stehen. Zum Glück überkommt mich dieses Gefühl nicht, da mein Spielverständnis nicht reicht, die Situation am Brett eines anderen so schnell einzuschätzen.
Haha, sich nicht auskennen hat auch Vorteile!

Mädchen lieben Schach und sie bleiben dran, wenn es in ihrer Gruppe weibliche Gleichaltrige gibt. Peers – und Vorbilder – sind, wenn Du mich fragst, das allerwichtigste in der Förderung des Mädchenschach.

Klara und Maya: Harter Kampf am Brett, große Freundschaft im Leben. Das geht!