Herbert aus Sieghartskirchen (A)

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Pensionierter Bankprokurist, jetzt ehrenamtlicher Deutschlehrer für Geflohene*

Ich gewinne gerne, aber wenn ich nicht verlieren könnte, dürfte ich nicht Schach spielen.

Herbert aus Sieghartskirchen (A)

Erst mit 60 Jahren habe ich begonnen Vereinsschach zu spielen. Am Anfang war nur die richtige Zugdurchführung bei den Meisterschaftspartien schon eine echte Herausforderung. Ich vergaß entweder auf das Mitschreiben oder auf die Uhr zu drücken. Oder ich irre mich beim Mitschreiben der Züge.

Ich sehe oft schöne Züge, zum Beispiel mit einem aufregenden Opfer und spiele diese dann auch gleich. Ganz im Sinne Voltaires: „Das Bessere ist der Feind des Guten“. Interpretiert als: „Wer ewig nach dem Besseren sucht, wird nichts Gutes finden“.

Nicht weiter suchen, zufrieden sein.

Ich bin mir sicher, dass meine Tochter einen besseren Leitsatz hat. Sie spielt stark und wurde schon mal Mädchen-Staatsmeisterin. Ich denke sie spielt eher nach Lasker: „Wenn du einen guten Zug siehst, such nach einem besseren.“

Weiter suchen, Besseres finden.

Durch meine Tochter entdeckte ich das Vereinsschach. Durch meine Frau entdeckte ich „den Nabel der Welt“, wie sie ihren Wohnort gerne nennt. Obwohl ich schon vor sehr vielen Jahren von Wien nach Sieghartskirchen gezogen bin, nennen mich alle immer noch den „Mann von der Sissi“.

Mir taugt das Leben hier.

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* Den Krieg kann ich nicht beenden, aber irgend etwas möchte ich tun.

Karoline aus Ludesch (A)

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Begeisterte Mutter (ehem. Krankenschwester)

Ich trainiere nicht mehr, ich spiele nur noch.

Karoline aus Wien (A)

Eigentlich habe ich nur wegen meinem Mann mit über vierzig mit Schach begonnen, aber recht schnell auch einen gewissen Ehrgeiz entwickelt, das liegt in meiner Natur. Ich spiele gerne im Kaffeehaus, aber auch einige Turnierpartien im Jahr. Gut, ich gebe zu, dass ich in der letzten Zeit mit dem Training übertrieben habe, fast ein Trainingsjunkie war.

Ohne Schachunterlagen bin ich ja gar nirgends mehr hin. Nicht mal auf die Toilette. Aber, jetzt ist mal Pause. Ich bin auf Entzug.

Wenn mein Mann nach Hause kommt und mich um Hilfe bei einem Schachproblem bittet, dann ist es schon schön, wenn ich ihm helfen kann, vorallem weil auf dem Schachbrett Welten zwischen uns liegen.

Nichts hat mich je so gefesselt wie Schach. Beim Schach sich für eine Zeit von den Alltagsthemen zu verabschieden und in eine andere Welt eintauchen genieße ich sehr.

Apropos andere Welt: Auch die Schachcommunity liebe ich sehr. So viele verschiedene, einzigartige und mitunter bizarre Charaktere, die zusammen eine egalitäre Gesellschaft bilden, in der ich mich sehr wohl fühle.

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Karoline gründete in 2013 „Frau Schach“ und damit wienweit etwas einzigartiges. „Frau Schach“ ist nach wie vor (2018) der einzige Frauenschachclub in Österreich.



FM Joachim aus Wiener Neustadt (A)

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Unternehmenskünstler

Ich bin auf der Sonnenseite des Lebens angesiedelt. Ereignisse und Dinge vorab zu erkennen, gepaart mit den richtigen Instinkten, weisen mir den Weg.

Joe aus Wiener Neustadt (A)

In den Morgenstunden des 1. August 1976 stürtzt die Reichsbrücke ein, ein paar Stunden später überlebt Niki Lauda seinen spektakulären Formel1-Unfall und ich komme, am gleichen Tag, 13 Jahre alt, nach Wien.

Im gleichen Sommer enstand meine Liebe zum Schach. Beim Ferienspiel gab es Asphaltstockschießen, Schauspiel, Fußball und eben auch eine Schachschule. Seither begleitet mich dieser faszinierende Sport.

Strukturiertes Denken, das Wesentliche erkennen und messerscharfe Logik: Alles Dinge die ich gut kann und mit denen sich sicher Entscheidungen treffen lassen, im Leben wie im Schachspiel.

Ich habe für Schach nie gebüffelt oder Bücher gelesen. Rückschauend betrachtet, habe ich per Zufall die notwendigen Kompetenzen wie Gedächtnis und Lösungsorientierung ab dem Kindesalter spielend geübt. Schon als Knirps liebte ich tüfteln, rätseln oder eine Reihe Karten einzuprägen.

Meine Liebe zum Schach ist eine Leidenschaft. Ich möchte einen Rausch spüren, diese innere Befriedigung. Sobald ich den richtigen Plan entdecke, das Pendel in meine Richtung ausschlägt, ist das Gefühl da. Dann möchte ich auf zum nächsten Hoch. Das ist auch der Grund, warum ich täglich einige Blitzpartien spiele – Suchtbefriedigung!

Franz aus Wien (A)

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Elektriker & Sozialarbeiter

Mit einem Freund spiele ich seit 20 Jahren nahezu jeden Montag Schach, will sagen, zwischen den Diskussionen wird Schach gespielt.

Franz aus Wien (A)

Er spielt eine Spur schlechter als ich. Wenn er einen wunderlichen Zug macht, merkt er das dennoch sofort und möchte über das Zurücknehmen verhandeln. Er erklärt dann, warum es für Spannung und Spielverlauf besser ist, wenn er sich den Zug noch einmal überlegt.

Dabei ist mir das sowieso immer recht. Ich spiele der Freude wegen. Wenn ich mit jemanden in meiner Spielstärke spiele, begebe ich mich regelrecht auf Entdeckungsreise. Unglaublich, wie vielfältig sich das Spiel entwickeln kann.

In 1980 haben wir, Marion, Uta, Josef und ich, ein Tageszentrum für Obdachlosen errichtet. Das war einzigartig, weil es bis dahin gar keinen institutionalisierten Aufenthaltsort für Obdachlose gab. Es gab Kaffee, Austausch und die Möglichkeit sich im Warmen auszuruhen. Eines der Probleme, das ich oft sah, war Beschäftigungslosigkeit. Eine der Lösungen: Schach spielen!

Über 40 Jahre hat die ARGE Wien die Obdachlosenarbeit in Wien mitgestaltet. Das wunderschöne und humorvolle Buch dazu: „Zuerst die Lösung, dann das Problem. 40+ ARGE Jahre“ (PDF), bietet spannende Einblicke in 4 Jahrzehnte bedürfnisorientierte Sozialarbeit.

Schach ist eine sehr schöne Beschäftigung: Du bündelst all deine Energien auf eine Sache. Du nimmst dir Zeit, schaltest alles andere aus, konzentrierst dich nur auf das Spiel. Und dann zeigst Du was Du kannst.

Der Möbeltransport, den wir mit Obdachlosen starteten, erledigte bald so viele Räumungen, dass wir ein Lager dazu mieteten. Nicht viel später führten wir zusätzlich Sanierungen und andere Bautätigkeiten durch. Ich freue mich sehr, dass die ARGE Wien nach so vielen Jahren und trotz großen Widerständen immer noch gedeiht!

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Franz‘ Parodie auf die Schach-Kolumne von Ruf & Ehn (PDF)

Susanne aus Linz (A)

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Chemikerin

Mein Vater war ein leidenschaftlicher Kaffeehaus-Schachspieler und brachte mir das Spiel bald bei.

Susanne aus Linz (A)

Schon mit sechs Jahren saß ich mit Papa am Brett. Er erklärte mir die Figuren, ihre Gangarten und das Ziel des Spiels. Wir spielten im Lauf der Jahre eine Menge Partien und ein paar davon habe ich auch gewonnen.

Als frisch gebackene Studentin machte ich mich auf die Suche nach einem Schachklub und fand alsbald den SK Austria Wien, angesiedelt in Café Frey auf der Favoritenstraße. Ich bahnte mir einen Weg durch Rauchschwaden und gelangte schließlich zu den Schachtischen an denen lauter alter Männer saßen, jeder ein Achterl oder ein Bier neben sich.

Das ist natürlich die subjektive Sicht einer jungen Frau. Die Herren waren vielleicht doppelt so alt wie ich, also um die 40. Heute bin ich über 60 und die alten Herren von damals wären Schachnachwuchs.

Ich entschied mich damals jedenfalls für’s Tanzen. Zehn Jahre lang übte ich mich in den Standardtänzen und als mir der Partner abhanden kam, lernte ich Steppen und Jazzdance. Etwas, das mir bis heute großes Vergnügen bereitet.

Die Lust auf Schach kam zurück, als mein Vater starb und ich seine Schachbretter und Schachbücher erbte. Seitdem schätze ich den sehr gemütlichen Schachklub „Wiener Partie“ und spiele meine ersten Meisterschaftspartien.