Hussein aus Bagdad (IRQ)

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Tattoo Artist

Seit ich mir vor zehn Jahren die Schachregeln zu eigen gemacht habe, wächst in mir der Wunsch, das Spiel eines Tages wirklich anzugehen und zu lernen.

Der studierte Journalist bevorzugt künstlerische Arbeit, bei der er seine Kreativität ausdrücken kann.

2021 war es soweit: Ich entdeckte das freitägliche Schachbankett am Platz der Menschenrechte und war überglücklich. Von da an wurde der ‚Schach Jour fixe‘ zu einem festen Höhepunkt meiner Woche. Ich komme zum Spielen und ebenso zum Plaudern, um mich unter das Volk zu mischen, anzustoßen und zu lachen. Man hat dort einfach eine feine Zeit.

Obwohl Schach schier unendlich ist, hilft mir das Spiel, Ruhe im Kopf zu finden.

Das Leben kann zeitweise stressig sein, es kommen viele Infos auf einen zu, es gibt einen Haufen Ablenkungen. So kann es zu einem ‚Gedankenstau‘ kommen. Für eine Atempause setze ich mich ans Brett und fokussiere mich auf das Spiel. Dann stoppt der Druck auf den ‚Motor‘. Jetzt kann sich das Hirn ordnen und wieder Prioritäten setzen.

Vor Kurzem habe ich mein erstes echtes, ELO-gewertetes Turnier gespielt. Ich möchte ein Gefühl dafür bekommen, wie es um meine Schachskills steht, mich mit anderen messen. Es war ein sehr schönes Experiment, ich bin total zufrieden und stolz. Ich habe mich gut konzentrieren können, selbst wenn sich Kiebitze dazu gestellt haben, was im Turniersaal erlaubt ist.

Schach lehrt mir noch etwas. Nämlich, dass Ziele, trotz aller Schwierigkeiten, erreichbar sind.

Hussein beim „Platz da, Schach Jour fixe!“, links 2021, rechts 2024

Erwin aus Wien (A)

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Portier in einer Schule

Beim Backgammon ist der Würfelwurf ein wesentlicher Glücksfaktor. Im Schach ist es der vermeintliche glückliche Zufall, dass der Gegner etwas übersieht.

Erwin ist Obmann der AKN Wien und des 1. Simmeringer Schachklubs

Als mein Vater mich früher ans Brett holte, um jedes Mal zu gewinnen, habe ich noch nicht verstanden, dass man dazulernen kann. Ich zog einfach die Figuren, ohne mir Wissen zum Spiel anzueignen. Erst später kam die Faszination der Weiterentwicklung dazu.

Nach einer großen Veränderung in meinem Leben hatte ich plötzlich wieder mehr Zeit. Ich nutzte die Gelegenheit dazu, meine Leidenschaft fürs Schach neu zu entdecken. Ich fing an, Schachvereine auszuprobieren. Beim dritten Versuch hatte ich bereits Glück, am Vereinsabend des 1. Simmeringer Schachklubs. An dem tatsächlich Menschen anwesend waren. Die sogar Schach spielten.

Bei meinem 1. Besuch war ein weiterer Gast da, der über 2.000 ELO hatte. Logisch, dass sich alle erstmal nur für ihn interessierten. Ab dem 2. Besuch war ich Obmann des Vereins. Es gab diesmal keine hochkarätige Ablenkung und die Aufmerksamkeit fiel ganz auf mich. Mick, mittlerweile 85 Jahre alt, wollte den Obmanntitel gerne weitergeben. Ich übernahm.

Unser Vereinslokal ist das „Kaffee Michelle“ in der Grillgasse. Es gibt Toast, Dosensuppe und Darts im Extraraum. Wenn Schach gespielt wird, darf nicht geworfen werden. Daran halten sich die Gäste. Wir kommen prima miteinander aus.

Schach ist eine gute Möglichkeit, um mit Menschen in Kontakt zu kommen. Ein Beispiel: Bei einem Event von Chess Unlimited habe ich Peter kennengelernt, der nicht nur feiner Schachkollege, sondern auch ein guter Freund, und dann sogar mein Schwippschwager wurde!

Gratis Schachtrainings im Herbst 2025

Sei dabei: Im September 2025 bieten Erwin, Peter und der 1. Simmeringer Schachklub wieder die beliebten Gratis-Samstag-Schachtrainings für alle an.

Sascha aus Wien (A)

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Banker

Respekt beim Schach ist wichtig. Wenn du mich fragst, sogar das Wichtigste.

Sascha vor einem Souvenir aus Griechenland

Respektvoll sein beim Gewinnen, Wertschätzung zeigen beim Verlieren. Feingefühl beim Kiebitzen. Selbst als Kaffeehausschachsport betrieben, wo es gerne mal zum ˋTrash-Talk´ kommt, soll es immer niveauvoll bleiben.

Faszinierend ist immer die erste Partie mit einem neuen Gegner. Man kennt einander nicht, hat lediglich die Hand geschüttelt und eine schöne Partie gewünscht. Dann wird gespielt und auf Basis wie die Figuren gezogen werden und was die restliche Körpersprache verrät, versuchst du Charaktereigenschaften zu erkennen. Es knistert die Stimmung, schließlich wollen beide gewinnen. Danach, bei der gemeinsamen Analyse, folgt meist eine aufgelockerte und freundschaftliche Unterhaltung.

Mit 6 Jahren habe ich von meinem Vater das Schachspiel gelernt.
Ab 11 war ich Mitglied im Schachklub Donau und ging 2 Mal pro Woche zum Klubabend.
Mit 14 spielte ich das Donau Open, mein erstes, großes Turnier.
Ab 15 schwänzte ich regelmäßig die Schule, um im Donaupark Schach zu spielen.

Mit 16 traf ich, bei einer Meisterschaftspartie, auf IM Andreas Dückstein. Als ich mit 2 Bauern weniger ins Endspiel kam und weiterkämpfen wollte, holte mich mein Trainer zur Seite und erklärte, Andreas Dückstein sei nicht nur starker Internationaler Meister, sondern auch Autor eines Turmendspielbuchs. Daraufhin habe ich ehrwürdig resigniert.

Bei hochkarätigen Begegnungen mit sowjetischen Großmeistern wie Iwantschuk, Karpov oder Kasparow war es immer von Vorteil, dass ich zweisprachig aufgewachsen bin. So konnte ich Karpovs Autogramm – während einer gemeinsamen Aufzugsfahrt – respektvoll erlangen.

Autogramm Anatoli Karpov am SK Donau Shirt
Autogramm Garri Kasparow in seinem Buch

Falls jemand Interesse hat:

Ich verkaufe meine über Jahre in verschiedenen Ländern erworbenen Schachsets. Aus Kasachstan, Kenia, Vietnam, Chile, Griechenland, Russland, Brasilien, etc. Es gibt auch ein komplettes Dragon Ball Z Schachset.

Schickt mir bei Interesse gerne eine WhatsApp:
+43 650 5033118
LG Sascha

Titou aus Poitiers (FRA)

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Musik- und Barmixologe

Nur kurz hat mich mein Großvater ans Schachbrett geholt.

Titou ist auch als Barmixologe erfrischend kreativ

Ich war 6 Jahre alt und offensichtlich nicht besonders talentiert. Ohne Aussicht auf Schachmeistertitel fürs Enkerl hat mein Opa das Interesse daran, mir Schach beizubringen, umgehend wieder verloren. Egal, für mich hat es gereicht. Das Spiel war ab diesem Zeitpunkt eine Zutat meines Lebens.

Die Suche nach Strategie und Taktik aktiviert die Kreativität, das gefällt mir enorm. Es ist vergleichbar mit dem Tüfteln an einem Signature Drink oder dem Arbeiten an einem Rap-Song: Du schöpfst aus deinem Wissen und freust dich unheimlich, wenn dir eine krasse oder gar geniale Kombination einfällt.

Ich liebe originelle Züge, die den Gegner überraschen, besonders wenn sie ästhetisch sind. Die ihn zu einer Zugfolge zwingen, die er nicht mag. Selbst wenn es für mich nicht das Beste ist, zB. weil ich nachher weniger Material habe. Hauptsache ich habe das Spiel ein Stück weit ‚mitkomponiert‘.

Unsere internationale 4er WG ist ein richtiger Schachtreffpunkt. Es stehen immer ein paar Schachbretter herum und gespielt wird auch sehr viel, mal mit hoher Aufmerksamkeit, mal ein bisschen high. Bewusstseinserweiternd ist es immer. Schön sind auch unsere WG-Turniere. Dann wird an 3 Brettern gleichzeitig gespielt, oft bis tief in die Nacht.

Göran aus Wien (A)

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Bettfederntandler, Gelegenheitsschachspieler

‚Ohne Dam kann i goa ned spüln.‘ Zumindest habe ich das jahrelang gedacht …

Göran im Café Pierre, in seiner Barnabitengasse

Willi hätte die Damen nie getauscht. Nein, auch dann nicht, wenn ich gleich am Anfang mit ihr rausfahre. Willi lässt die Damen einfach am Brett. Er kann ja auch nicht ohne Dame spielen.

Mein langjähriger Freund Willi – bitte, es gibt keine alten Freunde, nur langjährige. Er war Bibliothekar im Bücherbus und hat in den Pausen mit dem Busfahrer Schach gespielt.

Ich fragte ihn, ob er auch mit mir spielen mag. Die Regeln des Spiels kannte ich bereits, mein Vater, Gründer unserer Daunenmanufaktur in der Barnabitengasse, hatte sie mir schon als Kind beigebracht.

Seither, also seit meiner Studentenzeit, habe ich nur mit Willi gespielt. Wir haben uns immer einen guten Wein dazu genehmigt und andauernd den Schnabel offen gehabt. Es waren herrliche, lange Abende.

Neulich kam der Schock, dass ich die ganze Zeit Willi, statt Schach gespielt habe!

Wie ich da drauf kam? Weil ich mit Dir zum Spielen begonnen habe. Und mit dem depperten Puzzle Streak auf lichess.org. Auf einmal merke ich, dass man Schach ganz anders spielen kann. Sogar ohne Dame gibt es Angriffsideen ohne Ende!

Na ja, auch egal.

Es geht mir eigentlich um das ganze Drumherum. Mit netten Leuten zusammensitzen, Schmäh führen, anstoßen – und ab und zu eine gute Idee am Schachbrett haben.