Nino aus Kurtaisi (GE)

Veröffentlicht am

Masters Studentin IBWL

Ja, der Klassiker: Mein Vater hat mir das Schachspiel beigebracht.

2016-08-nino
Nino aus Kutaisi

So ab fünf Jahre gab es Schachtraining bei Papa. Aber er war nicht sehr streng, meine Schwester zum Beispiel fand Musizieren interessanter und das war für ihn genau so okay. Es war keine Pflicht, das Schach spielen zu erlernen.

Am Anfang hat es mir immer nur Spaß gemacht, erst mit 12 lernte ich mich zu ärgern, zum Beispiel über eine fast schon gewonnene und dann quasi hergeschenkte Partie.

Eine neue Erfahrung hatte ich diesbezüglich bei der georgischen U10 Staatsmeisterschaft, bei der ich, knapp vorbei am Stockerlplatz, vierte wurde, nur weil ich die Letzte von neun Runden verlor. Im Endspiel hatte ich mit Weiß einen Läufer gegen Schwarz mit einem Springer. Seitdem liebe ich es, im Endspiel den Springer gegen einen Läufer zu haben.

Schach hilft, eine Sprache schneller zu erlernen. Wir spielen und plaudern dazu. „Ich fahre mit dem Läufer auf e5“ oder „Ich fahre mit dem 13A zu Alser Strasse“: Wenn man will, sind alle Schachbegegnungen Sprachlektionen!

Kurto aus Neufelden (A)

Veröffentlicht am

Autor und Journalist

Aus Langeweile heraus begannen wir in den Ferien im Freibad Schach zu spielen.

2016-08-kurto
Kurto (spielt mit den weißen Figuren) aus Neufelden

ALLES im Dorf war langweilig. Im Sommer im Bad gab es halt extra viel Zeit, das zu realisieren. Konkurrenzlos fanden wir das Schachspiel bald so hervorragend spannend, dass wir in einer Liga spielen wollten, erstmal in der ganz unterste.

Wir richteten es ein, dass der ASKÖ Mühltal neben den wahnsinns Disziplinen Zimmergewehrschießen und Eisstocksport auch einen Schachklub anbot und bald fuhren wir, Horizont erweiternd, in der Landschaft umher um uns mit Nachbarorten zu messen.

Das Schönste an den stundenlangen Vereinspartien finde ich, dass sie beweisen, dass ich viel freie Zeit habe. Den Luxus, Zeit aktiv verschwenden zu können! Das Zweitschönste, dass dabei nicht gesprochen werden darf.

Solche Stunden am Brett sind wie Hirnsauna. Nach einem hektischen und vollgepackten Tag reichen ein paar Zügen um in eine andere Welt zu gleiten.

Publikationen und mehr vom Kurto: www.kurto.at

2016-08-kurto-publikationen

Frau Schach aus Wien (A)

Veröffentlicht am

Hauptberuflich Schachbegeisterte

Mit Sport habe ich nie etwas anfangen können.

2016-8-frau-schach
Frau Schach aus Wien

Bis ich mit Schach in Berührung kam, oder besser gesagt, Schach mit mir: Eines Tages im Kaffeehaus machte ich mich dynamisch auf dem Weg zu Kuchenvitrine, dabei stieß ein Tischerl gegen meine Hüfte, ein Brett glitt hinunter und es kugelten anschließend so süße Figürchen am Boden herum.

Die beide Herren die sich offensichtlich bis dahin mit dem Spielzeug beschäftigt hatten entschuldigten sich höflich bei mir, positionierten das karierte Brett wieder zwischen Ihnen und die Figuren drauf. Nicht etwa in Reih und Glied, wie ich es mir irgendwie erwartet hätte, aber in einer Art Komposition!

Heute befasse ich mich fast täglich mit dem Spiel und weiß, dass es möglich ist, sich gespielte Partien und einzelne Stellungen zu merken. Es braucht dazu viel Konzentration und am besten sehr viele Brötchen und Törtchen, denn Schach ist Sport und verbraucht enorm viel Energie.

www.frau-schach.at

Ahmad aus Damaskus (SYR)

Veröffentlicht am

Jusstudent

Verlieren akzeptiere ich nicht als Teil des Schachspiels. Es raubt mir den Schlaf wenn ich verliere.

2016-08-ahmad
Ahmad (links) mit Bruder Riad

Mein erster Gegner war Abrahim, wir waren beide 12 Jahre alt und spielten nach der Schule bei ihm zu Hause. Beide wollten wir hauptsächlich gewinnen, das war uns wesentlich wichtiger als dazu zu lernen.

Der Gewinner sagte im Anschluss immer so Sachen wie: “Habe ich mal wieder Glück gehabt“, „Hättest auch du gewinnen können“, „Du hast sehr gut gespielt, es war eine harte Partie für mich“, und so weiter. Der Verlierer verhielt sich leise und lächelte höflich aber deutlich gequält, war innerlich aufgelöst vor Wut. Beide wussten das.

Später spielte ich mit meinem Bruder Riad und mit einem Bruder kann man nach einer Verlustpartie einfach raufen, das ist sehr erfrischend.

Noch immer mag ich nicht verlieren. Jedes Mal wenn ich eine seriöse Partie verliere überlege ich zwei oder drei Minuten ernsthaft, nie wieder zu spielen.

Martin aus Wien (A)

Veröffentlicht am

Projektentwickler

In der Schule hat mir nichts gut gefallen und zu Hause erst recht nicht.

Martin aus Wien

Als mein Vater mit mir Schach spielte, kam es vor, dass es mich auf einmal langweilte und ich darauf hin das Brett mit zwei Händen gegriffen und umgeworfen habe.

… Ja eh, vielleicht hat es den anderen mit mir nicht gut gefallen, ich vermute ich war ein anstrengender Bursche … Einige klare Grenzen hätten mir gut getan.

Später lernte ich, eleganter auf Situationen zu reagieren.

In meinen Kinderaugen war ganz Wien nicht besonders lebenswert. Am Land gefiel es mir viel besser, bei der Oma und so.

Meine Wiener Welt änderte sich in dem Moment, in dem ich in der Schulbank einen indonesischen Buben namens Jenari als Nachbarn bekam. Es waren Indonesiens heißeste Wirtschaftswachstums Zeiten, vor allem wegen des Gas und Öl Exports, sein Vater hatte deshalb einen Job in Wien.

Jenari und ich wurden schnell Freunde. Nach der Schule habe ich jede Menge Zeit bei ihm zu Hause verbracht und unter Anderem Schach gespielt. Ich wurde wie ein eigenes Kind aufgenommen. Durch diese herzliche Gastfreundschaft war es für mich ein echtes Daheim.