Daniel aus Kaltenleutgeben (A)

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Landschaftsarchitekt, Literat

Ich bin weit davon entfernt ein geübter Spieler zu sein, aber habe immerhin einen Level erreicht, wo sich interessante Stellungen ergeben können.

Daniel aus Kaltenleutgeben

Seit meiner Kindheit verbindet mich einiges mit dem wunderbaren Spiel.

Aus Mangel an Freizeitsangebot trat ich dem Schachverein in Kaltenleutgeben bei. „Verein“ ist ein großes Wort, es waren eine Handvoll alter Männer die unter Leitung des Apothekers, seines Zeichens Morphinist und talentierter Schachspieler, abends in einer Professorenvilla ihre Partien spielten. Der Spielstil des Obmanns war für mich eben so mysteriös wie die Tatsache, dass er auch am hellichten Tag seinen Weg mit einer Taschenlampe beleuchtete.

Einen weiteren spannenden Gegner fand ich in einem ägyptischen Zeitungsverkäufer. Ich pendelte zum Liesinger Platz in die Schule, wo ich vor dem Schulunterricht auf meinem Magnetreiseschach mit ihm spielte und verlor.

Schach ist eine spannende Art einer stillen, grenzüberschreitenden geistigen Begegnung.

Die Persönlichkeit der Spieler zeigt sich während dem Spiel. Welche Rolle nimmst du an, gehst du auf Sicherheit oder Risiko, wie reagierst du auf unkonventionelle Züge? Mit jedem Spiel entsteht eine gemeinsame Erzählung und das gefällt mir aus literarischer Sicht ausgesprochen.

Josef aus Wolfsbach (A)

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Qualitätssicherer (Ing)

Ich gib niemanden die Schuld für mei potschertes Leb’n.

Das Julius Raab Internat war kein Honiglecken und wenn du rauskommst hast du keinen Tau vom Leben, von Frauen, von Maß halten. Immerhin gab es Schach als Freifach.

In Schach kannst du das ganze Leben hineinintepretieren, wobei es sich im Spiel besser austoben lässt. Beim Spielen kenne ich keine Gnade, stelle arglistige Fallen und schmiede boshafte Pläne. Wenn du das im echten Leben machst bist du entweder ein Anwalt oder ein Arschloch.

Ich war bis vor Kurzem eineinhalb Jahre abstinent und konnte mal wieder feststellen, dass ich nüchtern am Besten spiele. Jetzt spiel ich am Besten wenn ich meinen Pegel habe. Ohne gewisse Promille spielt es sich eher schlecht, mit zuviel Alkohol im Blut wird die Qualität des Spiels desaströs.

Ich bewundere Michail Tal. Er verstand es, komische Züge zu finden, zB. wie aus dem Nichts unter Materialopfer einen Angriff zu starten und damit zu gewinnen. Außerdem war er persönlich umgänglich, unkonventionell und bevorzugte einen exzessiven Lebenswandel. Genau so wie ich.

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Michail Tal auf Wikipedia

Rasoul aus Teheran (IRN)

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Dolmetscher, Kosmetikverkäufer

„Schach ist nicht Kampf, Schach ist Spaß, das Ziel des Spiels ist es, zu genießen.

Rasoul aus Teheran (IRN)

Es gibt Menschen, die beim Spielen nervös sind, weil sie verlieren könnten. Das macht mich wiederum nervös. Die lasse ich gewinnen. Einen Plan finden, der absichtlich aber unauffällig zum Verlust führt, ist eine eigene Disziplin und macht mir auch Spaß. Dann sind alle happy.

Schach ist ein Modell des menschlichen Lebens. Ich denke oft in Schacht-Termini wenn es Probleme zu lösen gibt. Die Deutschprüfung ÖSD B2 habe ich ziemlich schwer gefunden, richtig zum Verzweifeln. Ich sagte zu mir selber:„Kumpel was ist, bist du Schachmatt oder was?“ Das gab mir Mut und Lust weiter nach Lösungen zu suchen.

Meine Dame habe ich im richtigen Leben auch mal verloren. Dazu fallen mir keine Schachzüge ein, bei Traurigkeit hilft nur Musik.

Ebenso gerne wie Schach spiele ich Theater. Es ist spannend einen anderen Charakter anzunehmen, versuchen zu fühlen und denken wie eine komplett andere Person. Wie vor Kurzem in einer Aufführung im Dschungel Theater Wien. Es ging um Freiheit, Integration und gesellschaftliche Ordnung. Ich habe einen sehr gewaltbereiten Mensch gespielt, eine für mich völlig fremde Welt, daher extra faszinierend!“

Thomas aus Leoben (A)

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Schachtrainer, Mediator, Supervisor

Als Kind war ich überrascht, dass Vereinsschachspieler Meisterschaften und Turniere bestreiten.

Thomas aus Leoben (A)

Ich trat einem Verein bei, weil ich immer Schach spielen wollte, im Schachklub viele Gleichgesinnte erwartete und daher niemanden um eine Partie anbetteln musste.

Ab sieben spielte ich mit meinem Bruder, von 10 an beim Schulschach und ab 12 im Verein.

Mit 18 kam mir das aktive Schachspiel abhanden. Ich arbeitete viele Stunden, zB. dreizehn Jahre Vollzeit mit beeinträchtigten Menschen und gleichzeitig selbstständig als Mediator. Während dieser Zeit sind meine beiden Kinder geboren und erwachsen geworden. Die jüngste ist jetzt 19.

Nach 30 Jahren ist es passiert – der Funke ist wieder entfacht.

Ein Freund nahm mich zum internationalen Jugendschachturnier in Mureck mit. Wir halfen ehrenamtlich mit. Als ich das erste Mal in den Spielsaal kam, ergriff mich gleich wieder dieses Gefühl … mit welcher Spannung, Freude & Begeisterung die Kinder aus verschiedensten Ländern spielten … so wie ich es selbst früher getan habe.

Seitdem geht es flott dahin. Schachtrainerkurs absolviert, Curriculum Schulschachmethodik geschrieben und sogar in meine Mediation hat das Spiel Einzug genommen. Schachfiguren und -brett eignen sich wunderbar für systemische Aufstellungen.

Schach dient oft als Sprache, auch in der Mediation. Schach wirkt Völker-, Generationen-, Menschen- und Streitpartnerverbindend.

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Mediationskanzlei Fugger

Mohammad aus Teheran (IRN)

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Tischler, Schneider, Taxifahrer

Alle Schachpartien die ich im meinem Leben gespielt habe, habe ich im Kopf gespeichert.

Genau so wie meine Memoiren. Sobald mein Deutsch perfekt ist, möchte ich ein Buch schreiben.

Als ich elf war erklärte mir ein Cousin alles über Schach, von „Das ist der König“ bis „Jetzt besser nicht schlagen“, also von Basics bis Taktik. Wir spielten am gleichen Tag unendlich viele Partien, bis ich, nach ca. fünf Stunden, nicht mehr verlor.

Er ist danach zwecks Herausforderung immer wieder zu mir in die Stadt gereist. Ich habe jedes Mal gewonnen.

Ich bin sehr gerne beim Streetchess dabei. Die Menschen hier in Wien urteilen weniger als in Teheran. Sie fragen nicht, warum ich Zeit dafür habe, auf Strassenfesten zu sitzen und Schach zu spielen. Auch nicht, ob ich religiös bin.

Am Liebsten spiele ich mit älteren Männern. Sie denken oft weniger engstirnig, sie haben mehr Überblick und Lockerheit.

Wienerisch verstehen geht auch schon besser, wobei ich mich freue, wenn die Person das Sprechtempo für mich anpasst. Schach spielen hilft mir beim Deutsch lernen. „Haben, geben, laufen, stehen, schau ma mal, …“ Vieles kommt vor bei einer Partie.

Sprache ist wichtig. Ohne Kenntnis der Landessprache stehst du im Abseits. Deutsch ist nach Farsi und Türkisch die dritte Sprache für mich.