Bettfederntandler, Gelegenheitsschachspieler
‚Ohne Dam kann i goa ned spüln.‘ Zumindest, habe ich das jahrelang gedacht …
Willi hätte die Damen nie getauscht. Nein, auch dann nicht, wenn ich gleich am Anfang mit ihr rausfahre. Willi lässt die Damen einfach am Brett. Er kann ja auch nicht ohne Dame spielen.
Mein langjähriger Freund Willi – bitte, es gibt keine alten Freunde, nur langjährige. Er war Bibliothekar im Bücherbus und hat in den Pausen mit dem Busfahrer Schach gespielt.
Ich fragte ihn, ob er auch mit mir spielen mag. Die Regeln des Spiels kannte ich bereits, mein Vater, Gründer unserer Daunenmanufaktur in der Barnabitengasse, hatte sie mir schon als Kind beigebracht.
Seither, also seit meiner Studentenzeit, habe ich nur mit Willi gespielt. Wir haben uns immer einen guten Wein dazu genehmigt und andauernd den Schnabel offen gehabt. Es waren herrliche, lange Abende.
Neulich kam der Schock, dass ich die ganze Zeit Willi, statt Schach gespielt habe!
Wie ich da drauf kam? Weil ich mit Dir zum Spielen begonnen habe. Und mit dem depperten Puzzle Streak auf lichess.org. Auf einmal merke ich, dass man Schach ganz anders spielen kann. Sogar ohne Dame gibt es Angriffsideen ohne Ende!
Na ja, auch egal.
Es geht mir eigentlich um das ganze Drumherum. Mit netten Leuten zusammensitzen, Schmäh führen, anstoßen – und ab und zu eine gute Idee am Schachbrett haben.